Menschen Untereinander

Der »Zille-Film«, bei dem der Berliner Maler beratend tätig war und dessen sozialkritische Zeichnungen als Inspirationsgrundlage dienten, bildet einen Querschnitt gesellschaftlicher Klassenverhältnisse ab. Letztere spiegelt die Architektur des Hauses wider: Je höher das Stockwerk, desto niedriger das Einkommen. Die Mieter*innen betrügen, heiraten, verraten und versorgen einander, immer unter dem wachsamen Blick und den Kommentaren eines Portiermädchens und einer redseligen Nachbarin. Die verwobenen Schicksale berichten von Adel und Abstieg, Inflation und Mietschulden, Systemverfall und Solidarität.
Musik: Trio Transformer (Violoncello, Klavier, Vocals, Percussion)
Einführung: Claus Löser (Filmhistoriker)


Vergangene Vorstellungen

12 November 2023 | 19:30

Vorderhaus und Hintertreppe. Klassenverhältnisse im Stummfilm

Stummfilm-Wochenende mit Live-Musik

Das Kino war schon immer ein Spiegel sozialer Verhältnisse und Unterschiede.Doch erst seit Kurzem erhält die Frage nach sozialer Herkunft und Klasse verstärkt öffentliche Aufmerksamkeit. Die Stummfilmreihe greift die Frage nach der sozialen Klasse im Film insbesondere der Weimarer Zeit auf, wo das Nachwirken des Ersten Weltkriegs, die Hyperinflation und das Aufbrechen von hegemonialen Geschlechterkonstrukten eine große Rolle spielen. Themen sind weibliche Armut und weibliche Selbstermächtigung, Fabrikarbeit, Architektur und ihre Wechselbeziehung zu gesellschaftlichen Machtverhältnissen, der Gegensatz von Dekadenz und finanzieller Not, Verführung und sexualisierte Machtverhältnisse. Räumlich-architektonische Gegensätze werden immer wieder deutlich: Betuchte Mieter*innen nutzen die ausladende Vordertreppe, während Bediensteten die schmale, weniger sichtbare Hintertreppe bleibt. Eine klaustrophobisch enge Mietswohnung im Hinterhaus steht den dekadenten, konsumorientierten Verführungsmomenten der Großstadtstraßen gegenüber.

Die Filme aus den Jahren zwischen 1914 und 1930 werden durch Filmeinführungen gerahmt und live von Stummfilmmusiker*innen begleitet. Ein Programm wird in Kooperation mit der Martin-Buber-Oberschule Spandau sowie dem Beethoven-Gymnasium Berlin von Schüler*innen musikalisch begleitet. Fast alle Filme werden von analogen 35mm-Kopien gezeigt, was mittlerweile Seltenheitswert hat.